Biontech-Gründer Uğur Şahin und Özlem Türeci ziehen in die Hall of Fame der deutschen Forschung ein
Uğur Şahin (56) und Özlem Türeci (54), die Entwickler des ersten international zugelassenen Impfstoffes gegen den Corona-Erreger Sars-CoV-2, sind am Donnerstagabend in die Hall of Fame der deutschen Forschung berufen worden. Für die Vakzine hat das Ehepaar eine neuartige Formulierung des künstlich synthetisierbaren, programmierbaren Botenstoff-Moleküls mRNA verwendet, das in seiner natürlichen Form in lebenden Zellen vorkommt.
Die beiden Laureaten forschen nicht nur als Professoren an der medizinischen Fakultät der Universität Mainz, sie sind auch Gründer und Vorstände des börsennotierten Unternehmens Biontech. In dessen Labors in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt entstanden die Formel für die hoch wirksamen Biomoleküle und die Methoden für die großindustrielle Fertigung des Impfstoffs, der im Spätherbst des Jahres 2020 unter dem Markennamen Comirnaty als Vakzin gegen die Corona Pandemie in den USA, der EU und zahlreichen anderen Ländern zugelassen, seither zigmillionenfach angewendet wurde und weltweit zahllose Todesfällen vermieden hat.
Die Hall of Fame der deutschen Forschung ist eine Initiative des manager magazins und zeichnet alljährlich Wissenschaftler aus, deren Lebensleistung einen herausragenden Beitrag zur Weiterentwicklung der Forschung geleistet und somit auch den Wirtschaftsstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb zukunftsfähiger gemacht haben. Seit dem Jahr 2015 wird das Format unterstützt vom Darmstädter Merck-Konzern.
„Die mRNA-Technologie, die das Ehepaar Türeci und Şahin mitentwickelt hat, öffnet die Tür zu einer neuen Generation von zielgenauen Impfstoffen und Therapien für Patienten weltweit. Die Berufung beider Wissenschaftler in die Hall of Fame der deutschen Forschung ist hochverdient – dazu gratuliere ich herzlich!“ kommentierte Belén Garijo, Vorsitzende der Geschäftsleitung und CEO von Merck, die Ehrung.
Die Laureaten bedankten sich für die Berufung: „Es ist für uns ein Privileg, diese außerordentliche Ehrung zu erhalten, mit der die nobelste Absicht der Wissenschaft anerkannt und gefeiert wird: der Humanität zu dienen.“
Im Rahmen der Berufungsfeier für die neuen Laureaten wurden zwei junge Wissenschaftler mit einem Curious-Mind-Award geehrt, deren exzellente Forschungsarbeiten schon heute wichtige Impulse und Nutzungsmöglichkeiten für die Wirtschaft erkennen lassen. Jeder dieser Preise ist mit 7.500 Euro dotiert.
In der Kategorie „Materialien und Wirkstoffe“ wurde Matthias May ausgezeichnet. Der promovierte Physiker, der an der Universität Ulm forscht, entwickelt dort photo-elektrische Brennstoffzellen, die Wasserstoff durch die Einwirkung von Sonnenlicht direkt aus Wasser gewinnen. In dieser Technologie konnte der 37jährige mehrere Effizienz-Weltrekorde erzielen, er hält drei Patente.
In der Kategorie „Mobilität und Energie“ erhielt Michael Saliba einen Curious-Minds-Award. Der Professor, Direktor des Instituts für Photovoltaik, entwickelt an der Universität Stuttgart so genannte Zweischicht-Solarzellen, bei denen eine dünne Schicht so genannter Perowskit-Kristalle auf die herkömmliche Silizium-Trägerschicht der Stromerzeuger aufgetragen wird. Dies erhöht die Elektrizitätsausbeute deutlich. Für die großindustrielle Herstellung dieser robusten, hoch effizienten Solarzellen plant der 38jährige eine Unternehmens-Ausgründung.
Pandemie-bedingt fand die Berufungsfeier in die virtuelle Ruhmeshalle im kleinen Kreis in Wiesbaden statt. Die Veranstaltung wurde digital weltweit übertragen an zuvor angemeldete Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.
Die Hall of Fame der deutschen Forschung hat nun 27 Mitglieder, darunter Emmanuelle Charpentier, Chemie-Nobelpreisträgerin des Jahres 2020, Harald zur Hausen, Medizin-Nobelpreisträger des Jahres 2008, und Karlheinz Brandenburg, Entwickler des Datenkompressionsverfahrens mp3.