Reform des Ehegattensplittings und der Minijobs brächte 100.000 Frauen ins Jobs
Die Bertelsmann Stiftung fordert von der künftigen Bundesregierung, das Ehegattensplitting und die Minijobs so zu reformieren, dass Ehefrauen stärkere Anreize haben ihr Einkommen zu steigern.
Unter den aktuellen Regeln lohne es sich für Zweitverdienerinnen mit geringen Einkommen finanziell oft kaum, mehr zu arbeiten und mehr zu verdienen, weil dann wegen des Ehegattensplitting hohe Steuern fällig würden. „Im Zuge des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels kann Deutschland sich dies nicht mehr leisten“, sagte Bertelsmann-Arbeitsmarktexpertin Manuela Barišić der F.A.Z.
In einer beim Münchner Ifo-Institut in Auftrag gegebenen Studie, die der Frankfurt Allgemeinen Zeitung vorliegt, fordert die Stiftung, das Ehegattensplitting durch ein sogenanntes Realsplitting zu ersetzen. Dabei werden die Ehepartner anders als bislang einzeln veranlagt, ein Betrag von 13 805 Euro soll aber auf den Partner oder die Partnerin übertragen werden können. „Das Realsplitting alleine brächte 44 000 Frauen in Arbeit“, schreibt die Stiftung. Um die „Zweitverdienerinnenfalle“ weiter zu entschärfen, machen sich die Autoren zusätzlich dafür stark, Minijobs, für die bislang keine Steuern und Abgaben anfallen, in reguläre Beschäftigung umzuwandeln. Vom ersten Euro an müssten dann kleine, sukzessiv steigende Sozialbeiträge bezahlt werden, bis bei einem Monatseinkommen von 1800 Euro der volle Sozialversicherungssatz zu Buche schlagen soll. Unter dem Strich bringe eine solche „Kombireform“ 124 000 Menschen in Arbeit, davon 108 000 Frauen. „Nur eine kombinierte Reform hilft, die sich gegenseitig verstärkenden negativen Effekte von Ehegattensplitting und Minijob-Regelung zu beheben, sagte Barišić. Den Berechnungen zufolge sei die Doppelreform für den Staatshaushalt einkommensneutral. Sie lindere zudem die Ungleichheit etwas, das Geringverdiener stärker profitierten als Gutverdiener.