Sorge wegen Rückzug von Jens Weidmann als Bundesbankchef
BERLIN. Die Familienunternehmer sehen den Rückzug von Jens Weidmann an der Spitze der Bundesbank mit Sorge. „Weidmanns Rückzug ist ein Fanal, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Geldwertstabilität nicht ernst nimmt“, sagte Reinhold von Eben-Worlée, Präsident des Verbandes „Die Familienunternehmer“ dem Handelsblatt.
Der Familienunternehmer ist sich sicher: „Ohne den Mahner Weidmann wäre die EZB noch schneller und noch kräftiger in die verdeckte Staatsfinanzierung und andere politische Aufgaben vorgedrungen, die eigentlich gewählten Parlamenten und Regierungen obliegen, statt sich auf die Geldwertstabilität zu konzentrieren“.
Eben-Worlée forderte die kommende Bundesregierung auf, sehr gründlich zu überlegen, was sie angesichts der aufziehenden Inflation für die Stabilität des Euro tun muss und wen sie daraufhin an die Spitze der Bundesbank beruft. „Vor allem die SPD sollte bedenken: Inflation trifft die Arbeitnehmer immer am härtesten“, sagte er. Eben Worlée wünschte sich als Nachfolger von Weidmann „definitiv jemanden aus dem Team ‚Falke‘ statt ‚Taube’“. Erstens seien schon zu viele Tauben in der EZB, zweitens wird die Geldwertstabilität zu einem der wichtigsten Themen der nächsten Jahre. Weidmann galt als Falke, da er für eine strengere Geldpolitik eintrat.
Die Familienunternehmer kritisieren seit langem, dass die EZB ihr Mandat immer weiter auslegt. Nach Ansicht von Eben-Worlée hat die unheilvolle Vermischung von Fiskal- und Geldpolitik Europa global nicht nach vorne gebracht und die Gräben innerhalb der EU vertieft. „Während Liquidität mikro- und makroökonomisch durch die endlose Bazooka aus Frankfurt für nahezu alles vorhanden ist, steigen die Preise. Frau Lagarde und ihr Direktorium sitzen in der Falle, in der sie gleichwohl von vielen Applaus erhalten“, sagte er.